Negative Zukunftsprojektionen

Im Weltbild des rationalen Verstandes wird der nicht-gesetzmäßige Verhaltensanteil der Materie als zufällig und damit vollkommen unkontrollierbar angesehen, obwohl das Bewusstsein dieses Verhalten sehr wohl kontrolliert. Das ist grob gesagt die Wurzel der ganzen Misere.
Der Verstand kontrolliert Verhalten über Gesetzmäßigkeiten. Dabei wird seine Vorstellung von Gesetzmäßigkeiten vor allem von den Naturgesetzen bestimmt, die
- unveränderlich sind und
- eine (nahezu) vollständige Kontrolle über das Verhalten ermöglichen, das sie beschreiben.
Und das ist genau der Anspruch, den der Verstand hat: vollständige Kontrolle über Verhalten auf der Grundlage von Gesetzmäßigkeiten. Das ist durchaus verständlich, denn für den Verstand gibt es nur Gesetzmäßigkeiten (Kontrolle) und Zufall (keine Kontrolle).
Der Zufall im Weltbild des Verstandes führt dazu, dass der Verstand negative Zukunftsprojektionen erstellt für Entwicklungen, die in der Realität absolut nicht negativ verlaufen würden. Wenn man die Psyche als eine Art funktionales System betrachtet ähnlich einer Technologie, dann ist das die zentrale Fehlerquelle:
Der Verstand erstellt falsche negative Zukunftsprojektionen, weil er nicht-gesetzmäßiges Verhalten irrtümlicherweise als zufällig und damit unkontrollierbar ansieht.
Die Welt, die der Verstand sieht, verhält sich entweder gesetzmäßig (kontrollierbar) oder zufällig (unkontrollierbar). Ein System, dessen Verhalten aus einer Mischung aus gesetzmäßigem und zufälligem Verhalten besteht, wäre eigentlich gar nicht dauerhaft existenzfähig (geschweige denn zur Entwicklung fähig). Nun ist es ja aber offensichtlich, dass dieses System, in dem wir leben, schon sehr sehr lange existiert. Dennoch bringt der Verstand eine Vielzahl an negativen Zukunftsprojektionen seine Umwelt betreffend hervor, weil er einen Teil des Verhaltens als zufällig ansieht. Er "erfindet" negative Entwicklungen, die es eigentlich in der Realität gar nicht gibt. Im Kontext des rationalen Weltbildes sind diese negativen projizierten Entwicklungen jedoch eine logisch richtige Schlussfolgerung, denn wäre das Verhalten des uns umgebenden Systems tatsächlich teilweise zufällig, dann würde das System tatsächlich sehr schnell "den Bach herunter gehen".
Interessant ist dabei, dass der Verstand dem gleichen System, für das er eine Vielzahl an negativen Entwicklungen projiziert, mit der Evolutionstheorie eine Milliarden Jahre andauernde zufällige positive Entwicklung unterstellt. Das ist einer dieser Widersprüche im rationalen Weltbild, die der Verstand einfach ausblendet:
- Einerseits erzeugt er aus der Annahme zufälligen Verhaltens zahlreiche negative Zukunftsprojektionen für die weitere Entwicklung dieses Systems.
- Andererseits unterstellt er dem System mit der Evolutionstheorie eine Milliarden Jahre andauernde positive Entwicklung.
Die korrekte logische Schlussfolgerung würde so aussehen:
- Ja, ein ausschließlich auf gesetzmäßigem und zufälligem Verhalten basierendes System würde sich in jeder Hinsicht negativ entwickeln und alsbald einen völligen Zusammenbruch erleiden. Nein, ein solches System könnte niemals eine Entwicklung wie die Evolution hervorbringen und schon gar nicht zufällig.
- Da es die Evolution aber gibt, muss die Annahme, dass der nicht-gesetzmaßige Verhaltensanteil zufällig ist, falsch sein.
Die falsche Annahme eines zufälligen und damit unkontrollierbaren Verhaltensanteils im Körper und der Lebensumgebung führt also zu zahlreichen falschen negativen Zukunftsprojektionen. Auf diese Weise erfindet der Verstand Scheinprobleme, die es eigentlich in der Realität gar nicht gibt.
Wenn der Verstand ein Problem sieht, dann muss er natürlich dagegen vorgehen. Es entsteht Aktionismus. Der Verstand denkt sich eine rationale Scheinlösung aus und wird dann aktiv, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Aktionismus basiert darauf, dass der Verstand ihm bekannte Gesetzmäßigkeiten zur Lösung eines Problems einzusetzen versucht, ohne damit aber die tatsächliche Ursache des Problems zu lösen. Aktionismus erkennt man daran, dass sich der Verstand endlos um die Lösung eines Problems bemüht, ohne sein Ziel je zu erreichen.
Um das noch mal klar herauszustellen:
- Der Verstand erstellt negative Zukunftsprojektionen, die aus dem Irrglauben erwachsen, der nicht-gesetzmäßige Verhaltensanteil seiner Lebensumgebung verhalte sich vollkommen zufällig.
- Und dann beginnt der Verstand, gegen eine fiktive negative Entwicklung vorzugehen, die es in der Realität jedoch eigentlich gar nicht gibt.
Das bedeutet:
- Die Aufmerksamkeit wird auf die negative Zukunftsprojektion fixiert.
- Es entsteht ein Verhalten, das gegen die fiktive negative Zukunftsprojektion vorgeht (Aktionismus).
Die Aufmerksamkeit bewirkt, dass die negative Zukunftsprojektion als reale negative Entwicklung zu entstehen beginnt. Wenn sich die ersten Anzeichen einer realen negativen Entwicklung zeigen, fühlt sich der Verstand in seiner negativen Annahme bestätigt und verdoppelt seine Anstrengungen, dagegen vorzugehen. Das beschleunigt die reale negative Entwicklung immer weiter.
Während der Verstand glaubt, die materielle negative Entwicklung sei die Bestätigung seiner negativen Vorahnungen, ist es tatsächlich so, dass der aus den negativen Voraussagen hervorgehende Aktionismus die materielle negative Entwicklung überhaupt erst erschafft.
An diesem Prozess sind folgende Arten von Verhalten beteiligt:
- eine falsche negative Zukunftsprojektion des Verstandes
- die Aufmerksamkeit des Bewusstseins
- das (in diesem Fall vom Verstand gesteuerte) körperliche Verhalten
- der nicht-gesetzmäßige Verhaltensanteil der Materie
- die Entwicklung der Gesetzmäßigkeiten der Materie

Es entsteht sich eine negative Entwicklung mit folgenden Zusammenhängen:
- Die falsche negative Zukunftsprojektion des Verstandes fühlt dazu, dass der Verstand durch Anwendung von Gesetzmäßigkeiten dagegen vorzugehen versuver. Es entsteht Aktionismus.
- Dadurch wird die Aufmerksamkeit des Bewusstseins auf die negative Zukunftsprojektion fixiert.
- Das lenkt den nicht-gesetzmäßigen Verhaltensanteil der Materie in Richtung der negativen Zukunftsprojektion.
- Durch Wiederholung entwickelt sich auch der nicht-gesetzmäßige Verhaltensanteil der Materie in Richtung der negativen Zukunftsprojektion.
- Die negative materielle Entwicklung bestätigt für den Verstand seine negative Zukunftsprojektion und führt zu dem Entschluss, noch entschiedener dagegen vorzugehen.
- Tatsächlich ist es aber auch so, dass die materielle negative Entwicklung den Aktionismus real immer mehr erforderlich macht.
Der Aktionismus erschafft eine negative materielle Entwicklung und die materielle Entwicklung erfordert ganz real immer mehr Aktionismus. Der Aktionismus wird materiell notwendig.
Der Verstand trennt das Verhalten von seiner ursprünglichen Quelle und ersetzt es durch ein rationales Verhalten, das durch negative materielle Entwicklungen immer mehr erzwungen wird.