Sündenfall
Der rationale Verstand ist ein Werkzeug, um bestehende Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und für die Verhaltenssteuerung zu nutzen. Das Bewusstsein strebt jedoch über die bestehenden Gesetzmäßigkeiten hinaus:
- Es lenkt den nicht-gesetzmäßigen Verhaltensanteil der Materie
- und erschafft so neue Gesetzmäßigkeiten.
Um neue Gesetzmäßigkeiten zu erschaffen, muss das Bewusstsein Verhalten initiieren, das (noch) nicht vollständig gesetzmäßig ist:
- Aus Sicht des Verstandes hat ein solches Verhalten keine großen Erfolgsaussichten, weil es eben nicht vollständig über Gesetzmäßigkeiten kontrolliert werden kann.
- Dem Verstand ist nicht bewusst, dass der Körper zur Entwicklung Anteile beisteuert, die rational niemals geleistet werden könnten.
Und deshalb blockiert der Verstand entsprechende Vorhaben!
In der Psyche läuft folgender Prozess ab:
- Das Bewusstsein erzeugt assoziativ zu seinen Wahrnehmungen Zukunftsprojektionen, von denen einige eine Anziehungskraft ausüben. Dieses Potential setzt normalerweise Verhalten in Bewegung, um attraktiv erscheinende Zustände zu erreichen.
- Da in der menschlichen Psyche der Verstand das Ruder an sich gerissen hat, liegt die Entscheidung bei ihm, ob das Verhalten dem Potential folgen darf. Der Verstand erstellt zunächst eine eigene Zukunftsprojektion auf der Grundlage seiner Weltsicht, anhand der die Verhaltensentscheidung getroffen wird. Die rationale Weltsicht weiß aber nichts von der Wirkung des Bewusstseins auf den nicht-gesetzmäßigen Verhaltensanteil der Materie und auch nichts davon, dass nicht-gesetzmäßiges Verhalten durch Wiederholung gesetzmäßig wird. Aus rationaler Sicht ist nicht-gesetzmäßiges Verhalten komplett zufällig und bleibt es auch. Deshalb fällt die Zukunftsprojektion des Verstandes negativ aus und der Verstand verwirft bzw. blockiert das Verhalten.
- Das wäre vielleicht kein so großes Problem, wenn es sich um einen einmaligen Vorgang handeln würde. Aber das Potential verschwindet nicht einfach. Es kommt immer wieder. Es liegt in der Natur des Bewusstseins, nach Erweiterung seiner Verhaltensmöglichkeiten zu streben. Das Potential strebt immer weiter nach Erfüllung. Der gleiche Prozess wiederholt sich deshalb wieder und wieder und wieder:
- Die Aufmerksamkeit des Ich wird von bestimmten Vorstellungen angezogen. Der Verstand erstellt eine negative Zukunftsprognose und lenkt damit die Aufmerksamkeit auf eine Vorstellung vom Scheitern um! Das heißt, die Aufmerksamkeit wird wieder und wieder durch die rationale Umleitung des Potentials auf eine Vorstellung vom Scheitern gezogen.
Die grundlegende Wirkung des Bewusstseins ist, dass es
- die Energieelemente der "Welt" in Richtung dessen lenkt, was im Fokus seiner Wahrnehmung ist. Wenn der Verstand die Aufmerksamkeit auf negative Vorstellungen des Scheiterns umlenkt, wird das Verhalten "der Welt" in genau diese Richtung gezogen.
- Werden Energielemente durch die Aufmerksamkeit des Bewusstseins wiederholt in die gleichen Bahnen gelenkt, kommt es zu einer materiellen Entwicklung, welche das Verhalten gesetzmäßig werden lässt.
Aber was genau bedeutet das in diesem Fall? Wie kann ein Verhalten gesetzmäßig werden, das gar nicht ausgeführt wird?
Bei einer positiven Entwicklung ist die Sache klar: Ein nicht-gesetzmäßiges Verhalten wird gesetzmäßig: Es braucht immer weniger Energie (Aufmerksamkeit und Konzentration) und die Wahrscheinlichkeit für das Gelingen steigt. Bei einer negativen Entwicklung wird ein Verhalten nicht ausgeführt, das man eigentlich möchte, weil es keine Erfolgsaussichten zu haben scheint. Damit soll ja eigentlich das Scheitern gerade verhindert werden! Wie kann es dann dennoch zu einer negativen Entwicklung kommen?
Das Verhalten wird gesetzmäßig! Das Verhalten ist in diesem Fall, etwas nicht zu tun. Dementsprechend wird das NICHT TUN gesetzmäßig. Die Materie verändert sich so, dass ein Erfolg gar nicht mehr möglich wäre, wenn es ausgeführt würde! Als der Verstand sich erstmalig gegen das Verhalten entschied, war nur die Erfolgswahrscheinlichkeit geringer als 1 (Wahrscheinlichkeit 1 bedeutet sicheres Gelingen). Die Erfolgswahrscheinlichkeit war aber nicht Null. Ein Erfolg war nicht völlig ausgeschlossen. Und nun verändert sich die Materie aber so, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit immer mehr gegen Null geht. Das wäre eigentlich kein Problem, da sich der Verstand ja sowieso dagegen entschieden hat und das Verhalten gar nicht ausgeführt werden soll. Wen interessiert dann eine geringe Erfolgswahrscheinlichkeit?
Der Verstand hat sich eigentlich nur gegen eine bestimmte Ausprägung des Verhaltens mit einer bestimmten (aus rationaler Sicht zu geringen) Erfolgswahrscheinlichkeit entschieden. Verhalten existiert aber in der Regel in vielen verschiedenen Ausprägungen von Erfolgswahrscheinlichkeiten. Wenn für ein bestimmtes Verhalten die Erfolgswahrscheinlichkeit sinkt, dann sinkt sie auch für das gleiche Verhalten mit einer zuvor höheren Erfolgswahrscheinlichkeit, das der Verstand noch "durchgewunken" hat. Schauen wir uns das am bereits erwähnten Beispiel "Blasenfunktionsstörung" an:
Wenn ein Mensch bestimmte Unternehmungen meidet, aus Angst keine Toilette vorzufinden, wenn eine gebraucht wird, dann ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass dieses Ereignis eintritt zum Beispiel 0,05:
- Positiv formuliert wäre die Wahrscheinlichkeit, eine Toilette zu finden 0,95
- und negativ formuliert wäre die Wahrscheinlichkeit keine Toilette zu finden 0,05
Das Verhalten, auf Unternehmungen zu verzichten, ist zunächst noch nicht gesetzmäßig! Die positive Erfolgswahrscheinlichkeit ist nur nicht 1. Wenn dieses Verhalten gesetzmäßig wird (Blasenfunktionsstörung), dann sinkt die Erfolgswahrscheinlichkeit immer weiter gegen Null. Das an sich wäre kein Problem für Unternehmungen, die sowieso schon vermieden wurden. Es bedeutet aber gleichzeitig, dass auch die Erfolgswahrscheinlichkeit für kleinere Unternehmungen sinkt, die vorher noch nicht gemieden wurden! Der Verhaltensspielraum schränkt sich durch diese Entwicklung immer weiter ein.
Man kann sich das auch noch aus einer anderen Perspektive auf die Entwicklung klarmachen:
- Das Potential zieht die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Unternehmung.
- Der Verstand sieht das Problem, bei dieser Unternehmung vielleicht keine Toilette zu finden und erstellt eine entsprechend negative Zukunftsprognose.
- Die Aufmerksamkeit wird auf das negative Ereignis umgelenkt. Das Potential zieht die Aufmerksamkeit eigentlich auf die als attraktiv empfundene Unternehmung, aber der Verstand schiebt die negative Vorstellung eines Malheurs dazwischen.
- Die Aufmerksamkeit auf dem negativen Ereignis, lässt dieses von Wiederholung zu Wiederholung immer wahrscheinlicher (immer realer) werden, unabhängig davon, dass die Unternehmung eigentlich gemieden wurde, um dem Ereignis zu entgehen. Das Ereignis bricht dadurch sozusagen in den Verhaltensradius ein, der eigentlich noch zugelassen wurde. Dadurch verkleinert sich der Verhaltensradius immer weiter, weil Verhalten, das ursprünglich noch sicher erschien nun die gleichen "geringen" Erfolgsaussichten bekommt.
Für den Verstand ist das deshalb so schwer zu akzeptieren, weil es bedeutet, dass seine rationalen Lösungsstrategien an dieser Stelle nicht greifen (die Begrenztheit von Rationalität, die der Verstand nicht akzeptieren will).
Bei einer negativen Entwicklung kehren sich alle Ebenen der Materialisierung im Vergleich zu einer positiven Entwicklung um:
Psyche: Eine positive Entwicklung basiert darauf, ein neues (körperlich noch nicht mögliches) Verhalten (psychisch) anzustreben. Eine negative Entwicklung basiert darauf, ein eigentlich (körperlich) mögliches Verhalten (psychisch) einzuschränken.
Die Aufmerksamkeit ist bei einer positiven Entwicklung auf das Gelingen des angestrebten Verhaltens ausgerichtet. Bei einer negativen Entwicklung ruht die Aufmerksamkeit auf dem Scheitern des eigentlich attraktiven aber abgewählten Verhaltens. Hierbei entwickelt sich ein "Teufelskreis": Je weiter die negative Entwicklung fortschreitet, um so mehr vereinnahmt der negative Zustand die Aufmerksamkeit. Bei Krankheiten wie Multipler Sklerose ist es ein wesentliches Merkmal, dass die Gedanken fast nur noch um die Krankheit kreisen. Das ist scheinbar eine Folge der Krankheit, aber es verhindert eine Umkehrung der Entwicklung.
Verhalten: Eine positive Entwicklung bedeutet Verhaltenserweiterung, eine negative Entwicklung Verhaltenseinschränkung.
Wahrscheinlichkeit: Bei einer positiven Entwicklung steigt die Wahrscheinlichkeit für die Ausführung eines angestrebten Verhaltens. Bei einer negativen Entwicklung sinkt die Wahrscheinlichkeit, das gemiedene Verhalten überhaupt noch ausführen zu können. Stattdessen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das negative befürchtete Ereignis eintritt, OBWOHL das Verhalten, welches mit dem negativen Ereignis verbunden ist, gemieden wird. Das heißt, die negative Zukunftsprojektion des Verstandes lässt sich auch durch immer größere Verhaltenseinschränkungen immer weniger abwenden.
Energie: Bei einer positiven Entwicklung kostet es immer weniger Energie ein angestrebtes Verhalten auszuführen. Bei einer negativen Entwicklung würde es immer mehr Energie kosten, wenn man sich doch wieder für das vermiedene Verhalten entscheiden wollte.
Gesetzmäßigkeiten: Anstatt dass ein neues angestrebtes Verhalten gesetzmäßig wird (wie bei einer positiven Entwicklung), wird es bei einer negativen Entwicklung gesetzmäßig, etwas nicht zu tun (und damit gar nicht mehr tun zu können).
Materie: Bei einer positiven Entwicklung bilden sich materielle Strukturen, die ein neues Verhalten ermöglichen. Bei einer negativen Entwicklung bilden sich materielle Strukturen, die ein Verhalten, das mal möglich war, verhindern. (Körperliche Verhaltenseinschränkungen werden als Krankheiten wahrgenommen.)
Weltsicht: Das rationale Modell der Realität (Weltbild) entscheidet darüber, ob der Verstand die positiven Projektionen des Bewusstseins zulässt oder durch eigene negative Projektionen ersetzt. Die jeweiligen Projektionen bestimmen das Verhalten und das wiederum lenkt die materielle Entwicklung positiv oder negativ. Man kann deshalb auch sagen:
Das rationale Weltbild des Verstandes wird durch die vom Verstand (fehl)gelenkte Wirkung des Bewusstseins zu einer materiellen Realität! Das rationale Weltbild materialisiert sich!
Dieser Punkt ist deshalb so fatal, weil der Verstand die negative Entwicklung, die er - ohne es zu erkennen - selbst hervorgebracht hat, für eine Bestätigung seiner negativen Einschätzung hält. Aus Sicht des Verstandes ist der nicht-gesetzmäßige Verhaltensanteil der Materie unkontrollierbar und deshalb kommt es zu negativen Projektionen. Wenn die negativen Entwicklungen eintreten, glaubt der Verstand, seine Projektionen seien richtig gewesen. Er sieht die negativen Entwicklungen unabhängig von seinen negativen Projektionen und versteht nicht, dass seine Projektionen die Ursache für die negativen Entwicklungen sind und es die negativen Entwicklungen ohne seine Projektionen gar nicht gegeben hätte.
Die Trennung des Verhaltens von seinem natürlichen Potential ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist, dass der Verstand eigene Vorstellungen vom Verhalten hervorbringt - das "rational richtige" Verhalten - und dieses Verhalten dann mit einem künstlich erzeugten negativen Potential in Bewegung zu setzen versucht. "Rational richtiges" Verhalten hat zunächst kein Potential. Es will nicht in Gang kommen. Deshalb erzeugt der Verstand künstlich negative Vorstellungen, was wohl Schlimmes passiert, wenn das "rational richtige" Verhalten nicht in Gang kommt. Diese negativen Vorstellungen bläst der Verstand solange negativ auf, bis das Verhalten in Gang kommt. Dadurch wird die Aufmerksamkeit betont auf negative Vorstellungen gelenkt, die dem eigentlichen Ziel zuwiderlaufen. Das heißt, während der Verstand versucht, sein "rational richtiges" Verhalten in die Gänge zu bekommen, arbeitet die Wirkung des Bewusstseins auf die Materie dem entgegen. Während der Verstand versucht, die Gesetzmäßigkeit anzuwenden, verändert sich die Gesetzmäßigkeit so, dass es dem angestrebten Ziel zuwider läuft. Das heißt, die Relation von Bedingung und Konsequenz verändert sich so, das für die gleiche Konsequenz eine immer schwerer zu erreichende Bedingung erfüllt werden müsste. Das Erfüllen der Bedingung fordert einen immer höheren Energieaufwand. Wenn sich die so hervorgebrachten negativen Entwicklungen zu zeigen beginnen, hält der Verstand sie für Zufall.