Mathematik und Naturgesetze
Mit Hilfe der Mathematik kann der Verstand seine größte Limitierung partiell überwinden: Die Mathematik ermöglicht es dem Verstand durch ihre Formeln, mit einigen wenigen Elementen Unendlichkeit, Komplexität und Kontinuität zu beschreiben. Allerdings lässt sich auf diese Weise nur ein ganz bestimmter Teilbereich der Realität erfassen: das elementare Verhalten der Materie
Das elementare Verhalten der Materie ist die Interaktion einzelner Materie-Elemente miteinander, z.B. wenn ein Materie-Element mit seiner Masse durch die Masse eines anderen Materie-Elementes gravitativ angezogen wird (Gravitationsgesetz). Die exakte Beschreibung des elementaren Verhaltens der Materie durch die Mathematik bezeichnet man als Naturgesetz.
Naturgesetze beschreiben das elementare Verhalten der Materie (nahezu) vollkommen exakt mit Hilfe der Mathematik.
Für den Verstand erscheint es so, als habe er mit dem elementaren Verhalten der Materie die ganze Realität "in der Tasche". Siehe zum Beispiel Galileo Galilei: Il Saggiatore - Der Prüfer:
"Die Philosophie steht in diesem großen Buch geschrieben, das unserem Blick ständig offen liegt . Aber das Buch ist nicht zu verstehen, wenn man nicht zuvor die Sprache erlernt und sich mit den Buchstaben vertraut gemacht hat, in denen es geschrieben ist. Es ist in der Sprache der Mathematik geschrieben, und deren Buchstaben sind Kreise, Dreiecke und andere geometrische Figuren, ohne die es dem Menschen unmöglich ist, ein einziges Bild davon zu verstehen; ohne diese irrt man in einem dunklen Labyrinth herum." (zitiert in Ehrhard Behrends: Ist Mathematik die Sprache der Natur?)
Doch das ist ein fataler Irrtum, denn es gibt außer dem elementaren Verhalten der Materie auch noch Systeme! Der Verstand glaubt, dass wenn er das elementare Verhalten kennt, sich alles andere daraus ergeben müsse. Das klingt auch zunächst ein kleines bisschen logisch. Warum stimmt es dann aber nicht?
Weil es kein vollständig gesetzmäßiges Verhalten gibt! (Quantentheorie) Jedes gesetzmäßige Verhalten hat auch einen nicht-gesetzmäßigen Verhaltensanteil, über den der Verstand keine Kontrolle hat. Bei den Naturgesetzen ist der nicht-gesetzmäßige Verhaltensanteil jedoch so winzig klein, dass er für die meisten Anwendungen keine Rolle spielt. Deshalb bilden die Naturgesetze einen Sonderfall unter den Gesetzmäßigkeiten: Sie sind die einzigen Gesetzmäßigkeiten, die dem Verstand eine (nahezu) vollständige Kontrolle ermöglichen - aber eben nur über einen bestimmten Teilbereich der Realität: über das elementare Verhalten von Materie.
Die Naturgesetze geben dem Verstand ein (trügerisches) Gefühl von Kontrolle, das der Verstand dann in unzulässiger Weise auf die ganze Realität überträgt.