Verstand
Der Verstand arbeitet rational und steuert Verhalten auf der Grundlage von Gesetzmäßigkeiten. Das tut er auf verschiedenen Ebenen:
- Wissenschaft und Naturgesetze: Die Naturgesetze sind die einzigen Gesetze, die dem Verstand eine (nahezu) vollständige Kontrolle ermöglichen und bei denen die Wissenschaft als Erkenntnismethode uneingeschränkt anwendbar ist. Sie bilden die Grundlage der Technologie und wegen des durchschlagenden Erfolgs, den der Verstand mit der Technologie erzielt hat, auch für die Illusion, dass das gesamte Universum rein rational kontrollierbar sei.
- Funktionen sind das gesetzmäßige Verhalten technologischer Systeme. Sie ergeben sich vollständig aus Naturgesetzen und ermöglichen dem Verstand deshalb bis zu einer gewissen Komplexität der Systeme ein ebenso großes Maß an Kontrolle. Um Technologie zu nutzen, koordiniert der Verstand sein eigenes Verhalten zum Verhalten seiner Systeme. Das geht überhaupt nur deshalb, weil Funktionen eben auch ein gesetzmäßiges Verhalten sind.
- Regeln sind Gesetzmäßigkeiten, denen der Verstand sein eigenes Verhalten (mehr oder weniger) freiwillig unterwirft, um das Verhalten von Menschen untereinander zu koordinieren.
- Konzeptbildung geschieht zu einem großen Teil unbewusst oder zumindest nur teilbewusst: Der Verstand analysiert ununterbrochen das eigene Verhalten auf positive Resultate. Um erfolgreiches Verhalten wiederholen zu können, bildet der Verstand Konzepte. Er versucht jedem erfolgreichen Verhalten Bedingungen zuzuordnen, unter denen sich das Verhalten wiederholen lässt. Diese Form der Konzeptbildung verläuft oft weitgehend willkürlich, weil sie eben auch keiner bewussten Überprüfung unterliegt und führt dazu, dass spontanes, Potential-getriebenes Verhalten durch abgestumpfte Routinen ersetzt wird. Das ist zum Beispiel die Ursache für sexuelle Unerfülltheit, aber auch für einen Mangel an Kreativität in vielen anderen Lebensbereichen. Generell neigt der Verstand dazu, Strategien, die einmal erfolgreich waren, viel zu weit auszudehnen und viel zu lange daran festzuhalten. Auch die Verabsolutierung der Wissenschaft als Erkenntnismethode geht auf diese Schwäche des Verstandes zurück.